Newsletter Juli 2024
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit diesem Newsletter dürfen wir Sie über Neuigkeiten zu den Aufgaben und Tätigkeiten des Nationalfonds und des Friedhofsfonds informieren.
Nationalfonds
Simon-Wiesenthal-Preis 2024 – Ausschreibungsfrist bis 31. Juli
Einreichungen für den Simon-Wiesenthal-Preis 2024 sind bis 31. Juli möglich.
Bild: Parlamentsdirektion
Der Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus schreibt den mit 30.000 Euro dotierten Simon-Wiesenthal-Preis heuer zum vierten Mal aus. Die Einreichfrist läuft noch bis 31. Juli 2024.
Zur Bewerbung eingeladen sind Personen und Personengruppen aus der Zivilgesellschaft, die sich gegen Antisemitismus und für die Aufklärung über den Holocaust engagieren. Es sind Eigenbewerbungen und Vorschläge für Bewerbungen möglich. Nähere Details und die Teilnahmebedingungen sind in den Richtlinien enthalten. Bewerbungen können über das Online Bewerbungsformular eingereicht werden.
Die Jury wird die eingelangten Bewerbungen auswerten und dem Kuratorium des Nationalfonds einen Vorschlag unterbreiten. Im Herbst 2024 werden die Nominierten bekanntgegeben. Die Preisträgerinnen und Preisträger werden im Rahmen eines Festaktes im Parlament im März 2025 bekanntgegeben.
Ein besonders wichtiges Anliegen des Simon-Wiesenthal-Preises ist zudem die Ehrung von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Diese Ehrung soll ein Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung für ihre mutige Arbeit sein. Trotz des ihnen zugefügten Leids bringen sie die Kraft auf, ihre Geschichten zu teilen und damit einen wichtigen Beitrag zur historischen Aufarbeitung und zur Förderung von Menschlichkeit und Demokratie leisten. Zeitzeuginnen und Zeitzeugen können ebenfalls noch bis 31. Juli 2024 über das Online Bewerbungsformular zur Ehrung vorgeschlagen werden.
Außerordentliche „Gestezahlung“ für mehr als 3.200 NS-Opfer aus Österreich
Beschluss des Ministerrats MRV 70/15
Foto: Nationalfonds
Über 3.200 NS-Opfer aus Österreich haben eine außerordentliche „Gestezahlung“ vom Nationalfonds erhalten. Die Begünstigten leben in 40 Ländern weltweit, die meisten – über 1.100 – in Österreich, gefolgt von den USA, Israel, dem Vereinigten Königreich, Australien, Kanada und Frankreich. Die älteste Person, die eine außerordentliche Gestezahlung erhalten hat, ist 110 Jahre alt!
Die österreichische Bundesregierung hatte im September 2023 beschlossen, allen lebenden Opfern des Nationalsozialismus aus Österreich weitere Unterstützung zukommen zu lassen. Der Beschluss sah eine einmalige außerordentliche Gestezahlung des Nationalfonds in Höhe von 5.087,10 Euro an alle Opfer des Nationalsozialismus aus Österreich nach den Kriterien des Nationalfonds vor. Der Nationalfonds hat seither alle in Frage kommenden Personen schriftlich kontaktiert. Rund 3.360 Ansuchen für eine außerordentliche Gestezahlung sind beim Nationalfonds eingelangt. Deren Bearbeitung konnte Ende Mai 2024 im Wesentlichen abgeschlossen werden, und rund 3.200 Auszahlungen in Höhe von insgesamt rund 16,5 Millionen Euro konnten geleistet werden.
Auf Basis des Beschlusses der Bundesregierung ist zudem eine Intensivierung der Individualzahlungen aufgrund sozialer Bedürftigkeit möglich. Der Nationalfonds kann an Personen, die bereits eine Gestezahlung erhalten haben, weitere Zahlungen vornehmen, wenn sie in besonderer Weise der Hilfe bedürfen oder eine Unterstützung aufgrund ihrer Lebenssituation gerechtfertigt erscheint.
Studienfahrt für Lehrkräfte an die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau
Eingangsbereich zur neuen Österreich-Ausstellung in Auschwitz
Foto: Rupert Steiner
Im Oktober 2024 wird der Nationalfonds in Kooperation mit dem OeAD-Programm ERINNERN:AT und der Pädagogischen Hochschule Wien für Lehrkräfte wieder eine Studienfahrt zur Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau durchführen. Im Rahmen der viertägigen Studienfahrt lernen Lehrende die Gedenkstätte und die neue österreichische Länderausstellung kennen und setzen sich mit den Herausforderungen eines Besuchs mit Schülerinnen und Schüler sowie mit Konzepten und Lernmaterialien zur Vor- und Nachbereitung eines Gedenkstätten- und Ausstellungsbesuchs auseinander. Die Studienfahrt von 3. bis 6. Oktober 2024 wird durch zwei Online-Seminare am 17. September 2024 und 5. November 2024 begleitet. Die Kosten für die Studienfahrt werden von ERINNERN:AT und vom Nationalfonds getragen.
Unterstützung für Gedenkdienstleistende
Die mit Jahresbeginn 2024 in Kraft getretene Novelle des Nationalfondsgesetzes brachte neue Aufgaben für den Nationalfonds, darunter die Unterstützung von Gedenkdienstleistenden. Etwa 100 junge Gedenkdiener, die 2023/24 an Gedenkstätten und Forschungseinrichtungen ihren Zivilersatzdienst ableisten, haben über das neue Online-Portal für Gedenkdiener einen Antrag auf Unterstützung gestellt und diese auch bereits erhalten. Für den kommenden Jahrgang 2024/25, der im Herbst startet, sind bereits erste Ansuchen beim Nationalfonds eingelangt.
Gedenkdienst ist aktuell an über 95 Einsatzstellen weltweit möglich. Der Nationalfonds bedankt sich für die sehr gute und konstruktive Zusammenarbeit mit dem Verein Österreicher Auslandsdienst und dem Verein Gedenkdienst sowie den über 100 Gedenkdienstleistenden.
Shoah-Namensmauern-Gedenkstätte
Die Shoah-Namensmauern-Gedenkstätte in Wien ist ein Gedenkort, der an die in der Shoah ermordeten jüdischen Kinder, Frauen und Männer aus Österreich erinnert. Der Nationalfonds hat gemeinsam mit dem OeAD-Programm ERINNERN:AT pädagogische Begleitmaterialien für den Besuch der Gedenkstätte entwickelt. Das Material besteht aus 14 biografischen Karten, einem Glossar und einer Handreichung und ist auch auf Englisch verfügbar.
In Kooperation mit dem Haus der Geschichte Österreich und dem Landesgericht Wien bietet der Nationalfonds eine historische Führung an. Die Führung umfasst das Landesgericht Wien mit der dort befindlichen Weihestätte (im ehemaligen Hinrichtungsraum) sowie die Shoah-Namensmauern-Gedenkstätte. Die Führungen finden jeden ersten Dienstag im Monat statt, Anmeldungen über die Website des HdGÖ.
Projektförderungen
Die aktuelle Einreichfrist für Projektförderanträge läuft noch bis 1. September 2024.
Das Kuratorium des Nationalfonds hat im Mai 2024 neun soziale und medizinische Programme mit insgesamt 500.000 Euro sowie rund 100 Projektförderanträge mit einer Gesamtfördersumme von rund 716.000 Euro genehmigt.
Die geförderten Projekte verteilten sich auf folgende Kategorien:
- Bildung / Forschung / Wissenschaft / Archiv / Recherche: 20 Projekte
- Veranstaltungen – Theater / Ausstellungen / Symposien / Konzerte: 29 Projekte
- Gedenkstätte / Gedenktafel / Gedenkveranstaltungen / Gedenkfahrten: 30 Projekte
- Medien – Bücher / DVD / CD / Dokumentarfilme / Hörbücher: 25 Projekte
Einen Überblick über sämtliche vom Nationalfonds geförderten Projekte und Programme finden Sie in unserer Projekte-Datenbank.
Neue Richtlinie für die Projektförderung
Das Kuratorium hat in seiner Sitzung im Mai zudem neue Richtlinien für die Projektförderung beschlossen. Grundsätzlich erfolgte eine inhaltliche Erweiterung sowie Präzisierungen für die Abwicklung der Projektförderungen. So können künftig auch Projekte gefördert werden, die den Nachkommen von Opfern des Nationalsozialismus zugutekommen, ebenso Projekte, die der wissenschaftlichen Erforschung der Rolle der Täter und Täterinnen sowie Mitläufer und Mitläuferinnen im Nationalsozialismus dienen. Das Kuratorium kann zudem ein- oder mehrjährige thematische Schwerpunkte für die Projektförderung festlegen. Förderberechtigt sind nicht nur juristische, sondern auch natürliche Personen. Eine Co-Förderung von Projekten ist nicht mehr verpflichtend. Die inhaltlichen Schwerpunkte sowie eine Erhöhung der Einreichfristen von bisher zweimal auf viermal jährlich sind ab 2025 gültig. Alle Änderungen im Detail finden Sie in der Richtlinie für die Unterstützung von Projekten.
Neue Komitee-Mitglieder und neuer Vorstand im Nationalfonds
Das Komitee des Nationalfonds wurde gemäß Novelle des Nationalfondsgesetzes um vier Mitglieder erweitert. Die Österreichische Akademie der Wissenschaften entsandte Ljiljana Radonić, die Österreichische Universitätenkonferenz Brigitte Bailer und Gerald Lamprecht sowie das Österreichische Nationalkomitee des International Council of Museums Otto Hochreiter als neue Mitglieder des Komitees des Nationalfonds. Das Komitee entscheidet über die Zuerkennung von Leistungen des Fonds und hat seine erste Sitzung in neuer Zusammensetzung am 20. März 2024 gehalten.
Zudem wurde auch die Geschäftsleitung des Fonds erweitert. Seit 1. April 2024 ist Judith Pfeffer Vorständin des Nationalfonds. Zusammen mit Hannah Lessing, die seit 1995 als Generalsekretärin und seit 1. Jänner 2024 als Vorständin tätig ist, bildet Pfeffer den Vorstand des Nationalfonds und des Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich.
Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich
Jüdischer Friedhof St. Pölten nach Sanierung übergeben
Der sanierte jüdische Friedhof St. Pölten mit der Zeremonienhalle am 28. Juni 2024
Foto: Parlamentsdirektion/Johannes Zinner
In Anwesenheit zahlreicher Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Medien und Kultur wurde der sanierte neue jüdische Friedhof in St. Pölten am 28. Juni 2024 an die Stadt St. Pölten für die langfristige Instandhaltung feierlich übergeben.
Die Israelitische Kultusgemeinde Wien als Eigentümerin des Friedhofs ließ den neuen jüdischen Friedhof St. Pölten nach einem Instandhaltungsübereinkommen mit der Stadt St. Pölten zwischen 2022 und 2024 sanieren. Der Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich (Friedhofsfonds) finanzierte die Sanierung mit Bundesmitteln in Höhe von rund 880.000 Euro. Das Land Niederösterreich förderte die Sanierung mit rund 280.000 Euro. Weitere Informationen und Fotos von der Übergabe finden Sie in unserer Pressemitteilung.
Aktuelle und abgeschlossene Instandsetzungen
Das Kuratorium für den Friedhofsfonds genehmigte in seiner Sitzung im Mai 2024 ein vom Beirat zur Beschlussfassung empfohlenes Instandsetzungsprojekt: Am jüdischen Friedhof Mattersburg wurden Baumeisterarbeiten sowie Baumpflege, Rodungen und Ersatzpflanzungen mit Fördermitteln von rund 682.000 Euro finanziert.
Seit Errichtung des Fonds im Jahr 2010 konnten bereits 65 Sanierungsprojekte auf 18 jüdischen Friedhöfen mit insgesamt rund 14 Millionen Euro an Bundesmitteln gefördert werden. 13 jüdische Friedhöfe wurden fertig saniert und an die Standortgemeinden für die weitere Pflege übergeben. Auf den jüdischen Friedhöfen Wiener Zentralfriedhof Tor 1 und Tor 4, Währing, Mistelbach und Mattersburg werden aktuell Instandsetzungsprojekte umgesetzt.
Anna Artaker, Entwurf für den alten jüdischen Friedhof St. Pölten
Rendering: kubakub
Auch der aufgelassene alte jüdische Friedhof in St. Pölten wird neu kontextualisiert. Die vom Nationalfonds mitfinanzierte künstlerische Gestaltung von Anna Artaker ersetzt den rund achtzig Meter langen Gitterzaun zwischen Friedhof und öffentlichem Raum durch 116 Glasscheiben, die mit Informationen aus den Sterbematriken zu den Bestatteten sowie zur Geschichte des Areals bedruckt sind. Die Eröffnung ist für Herbst 2024 vorgesehen.
Neuerscheinungen zu den jüdischen Friedhöfen
Die Publikationen „Häuser der Ewigkeit“ und "Jüdische Friedhöfe in Österreich
Grafik: Stefan Lengsteiner
Der vom Nationalfonds Anfang des Jahres herausgegebene Sammelband „Häuser der Ewigkeit“ beleuchtet die Instandsetzung dieser historisch bedeutsamen Kulturstätten durch den Friedhofsfonds und deren Pflege. Die Autorinnen und Autoren geben Einblicke in die Geschichte der Friedhöfe, teilen persönliche Erfahrungen im Instandsetzungsprozess und verdeutlichen die gesellschaftliche Relevanz dieses Engagements. Zudem ist der „Wegweiser für den Besuch der jüdischen Friedhöfe in Österreich“ in einer aktualisierten und ergänzten Edition 2024 erschienen.
Die beiden zweisprachigen Neuerscheinungen wurden im Rahmen einer Buchpräsentation im Parlament im Februar 2024 öffentlich vorgestellt. Die Publikation „Häuser der Ewigkeit“ und der Wegweiser sind beim Nationalfonds erhältlich.
Wir hoffen, dass wir Ihnen mit diesem Newsletter wertvolle Informationen liefern konnten und wünschen Ihnen einen angenehmen und erholsamen Sommer!
Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.
Ihr Nationalfonds-Team