Newsletter Jänner 2021
NEWSLETTER Jänner 2021
Sehr geehrte Damen und Herren,
Mit 2020 ist ein Jahr zu Ende gegangen, in dem aufgrund der Covid19-Pandemie alles anders war. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Nationalfonds haben, wie so viele Menschen weltweit, 2020 über weite Strecken im Homeoffice gearbeitet und auch im neuen Jahr 2021 bleibt dies vorerst so.
Der erste Newsletter im neuen Jahr 2021 verbindet Rückblick und Ausblick.
Jubiläen 2020 / 2021
25 Jahre Nationalfonds - Film und Online-Ausstellung
Einiges über die vielfältigen Aspekte von 25 Jahren Nationalfonds können Sie aktuell in zwei Projekten erfahren:
Dokumentation "Erinnern für die Zukunft" – Sendehinweis : Erstausstrahlung am 31. Jänner 2021
Im Jahr 2020 jährten sich das Ende des Zweiten Weltkrieges und die Befreiung vom Nationalsozialismus zum 75. Mal. Doch wir leben in einer Zeitenwende: Jugendliche von heute sind bereits die vierte oder fünfte Generation nach dem Zweiten Weltkrieg, mit unterschiedlichen Hintergründen, Erfahrungen und Erinnerungen. Zugleich werden auch die letzten noch lebenden Zeitzeugen bald verstummen. Das stellt auch die Erinnerungskultur vor neue Aufgaben. Die vom Nationalfonds unterstützte Dokumentation "Erinnern für die Zukunft" geht anhand einiger exemplarischer Projekte der Frage nach: Wie gelingt Gedenken? Und umgekehrt: woran kann es scheitern? Ausstrahlungstermin im Rahmen des ORF III-Programmschwerpunkts rund um den Internationalen Holocaust Gedenktag am Sonntag, 31. Jänner 2021, 22:45 Uhr ORF III.
Online-Ausstellung "Vom Vergessen zum Erinnern"
2020 beging der Nationalfonds sein 25-jähriges Jubiläum mit einer Ausstellung: "Vom Vergessen zum Erinnern. Der Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus" blickt auf die Geschichte des Nationalfonds und beleuchtet sowohl seine vergangenen als auch die gegenwärtigen und zukünftigen Aufgaben. Im Fokus stehen auch die Restitutions- und Entschädigungsmaßnahmen des Allgemeinen Entschädigungsfonds für Opfer des Nationalsozialismus sowie der Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich. Die Ausstellung ist nun auf der Website der Auslandskultur auch in einer Online-Version auf Deutsch, Englisch und Französisch zu sehen.
20 Jahre Washingtoner Abkommen
Im Jänner 2021 jährte sich zum 20. Mal die Unterzeichnung des Washingtoner Abkommens zwischen den USA und Österreich. Das Abkommen regelte unter anderem Fragen der Entschädigung und Restitution für Opfer des Nationalsozialismus – ein Meilenstein im Umgang Österreichs mit seiner NS-Vergangenheit. Auf seiner Grundlage wurde 2001 der Allgemeine Entschädigungsfonds für Opfer des Nationalsozialismus sowie 2010 der Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich eingerichtet. Zum aktuellen Stand der Umsetzung des Abkommens erschien ein Kommentar von Generalsekretärin Hannah Lessing in der "Presse".
10 Jahre Fonds zur Instandsetzung jüdischer Friedhöfe in Österreich
Im Dezember 2020 beging der Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich (Friedhofsfonds) sein 10-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass wird 2021 ein Bildband mit Fachartikeln sowie ein aktualisierter Wegweiser zu den jüdischen Friedhöfen in Österreich erscheinen.
Nationalfonds News
Projektförderung
Für Projektförderungen stehen dem Nationalfonds jährlich 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Trotz Pandemie konnten 2020 die meisten geförderten Projekte durchgeführt werden; manche mussten virtuell durchgeführt, einige verschoben werden. Ein besonderes Augenmerk wurde auf sozial-medizinische Programme gelegt, die mit insgesamt 500.000,- Euro unterstützt wurden.
Im Dezember 2020 beschloss das Kuratorium die Förderung von 49 Projekten – 15 Projekte aus dem Bereich Bildung, Forschung und Wissenschaft zur Erforschung und Vermittlung der Geschichte des Nationalsozialismus; 15 Veranstaltungsprojekte (Theater, Ausstellungen, Symposien/Seminare oder Konzerte); drei Gedenkprojekte (Gedenkstätten oder Gedenkveranstaltungen) sowie 16 Projekte zu Büchern, Filmen und anderen Medien.
Insgesamt hat der Nationalfonds bisher rund 2.400 Projekte und Programme im Gesamtausmaß von rund 34 Millionen Euro gefördert.
Österreichische Ausstellung im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau
Die Vorbereitungen für die neue österreichische Ausstellung im ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslager und jetzigen Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau gehen gut voran. Die Ausstellung wird im Erdgeschoß von Block 17 im ehemaligen Stammlager untergebracht sein, wo auch von 1978 bis 2013 die erste österreichische Ausstellung zu sehen war. Der überwiegende Teil der Sanierungsarbeiten am Gebäude konnte bis Ende 2020 abgeschlossen werden, seit Dezember 2020 wird am Ausstellungsbau gearbeitet – so wurde nach den Plänen des Ausstellungsarchitekten Martin Kohlbauer eine Wand aus hellen Holzpaneelen errichtet, um einen „Raum im Raum“ zu schaffen; sie gewährt an mehreren Stellen durch Glasscheiben einen Blick auf das umliegenden Lagergelände. Voraussichtlich im März 2021 sollen die weiteren Ausstellungsbauten und Geräte installiert und danach die Ausstellungsexponate eingebracht werden. Die Eröffnung der österreichischen Länderausstellung ist für 2021 geplant. Der konkrete Eröffnungstermin wird – wie auch alle laufenden Arbeiten – flexibel auf die Entwicklungen in Zusammenhang der Covid-19-Situation abgestimmt. Fotos von den Aufbauarbeiten und weitere aktuelle Informationen finden Sie in der Presseaussendung des Nationalfonds.
Opferanerkennung und Unterstützung von Überlebenden
Die weltweite Pandemie wirkt sich auf die Lebenssituation vieler Holocaust-Überlebender erschwerend aus – in Form von finanzieller als auch psychischer Belastung. Neben der Gestezahlung als Anerkennung für Opfer des Nationalsozialismus stand daher 2020 die Unterstützung der Überlebenden verstärkt im Fokus unserer Arbeit. Bei Überlebenden sowohl in Österreich als auch weltweit bestand vermehrter Unterstützungsbedarf bei den Lebenshaltungs- und Betreuungskosten. Ebenso ist in Zeiten von Lockdown und drohender Isolation die Betreuung durch telefonischen und schriftlichen Kontakt besonders wichtig.
Unterstützung bei Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft
Mit 1. September 2020 traten die neuen gesetzlichen Regelungen zur erleichterten Erlangung der Staatsbürgerschaft für NS-Opfer und ihre Nachkommen in Kraft – der Erwerb der Staatsbürgerschaft ist in einem vereinfachten Verfahren durch schriftliche Anzeige möglich. Der Nationalfonds unterstützt als Sachverständiger im Verfahren zum Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft: Unsere HistorikerInnen führen vertiefende Recherchen und Beurteilungen für die zuständigen Behörden – die Wiener Magistratsabteilung 35 und die Ämter der Landesregierungen – durch, und wir beraten InteressentInnen bei Fragen betreffend das Verfahren.
Entschädigungsfonds News
Antragskomitee
Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Washingtoner Abkommens wurde am 19. Jänner 2021 der als Buch erschienene Schlussbericht des Antragskomitees im Rahmen einer gut besuchten Zoom-Konferenz präsentiert. Nach einer Grußbotschaft von Nationalratspräsident und Kuratoriumsvorsitzendem Mag. Wolfgang Sobotka boten mehrere Beiträge unterschiedliche Einblicke in Geschichte und Arbeit des Entschädigungsfonds: Dr. Hans Winkler, ehem. Leiter des Völkerrechtsbüros und maßgeblich an den Verhandlungen zum Washingtoner Abkommen 2001 beteiligt erinnerte an den Weg "Vom Washingtoner Abkommen zum Entschädigungsfonds"; Sir Franklin Berman, ehem. Vorsitzender des Antragskomitees, berichtete "Zur Tätigkeit des Antragskomitees" und Mag.a Christine Schwab, ehem. Stv. Generalsekretärin des Allgemeinen Entschädigungsfonds beleuchtete die "Vermögensentschädigung in der Praxis". Im Anschluss an diese Beiträge fand eine Diskussion der TeilnehmerInnen statt. Moderiert wurde die Veranstaltung von Mag.a Hannah Lessing, Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich und des Allgemeinen Entschädigungsfonds für Opfer des Nationalsozialismus. Die aufgezeichneten Beiträge werden künftig auf der Website des Nationalfonds verfügbar sein. Der Schlussbericht ist über den Facultas-Online-Shop um 39,- Euro österreichweit versandkostenfrei erhältlich.
Schiedsintanz
Ende August 2020 lief die letzte Frist für Wiederaufnahmeanträge bei der Schiedsinstanz für Naturalrestitution ab – damit war die Aufgabe der Schiedsinstanz formal abgeschlossen. 2021 wird die Schiedsinstanz – nach Kenntnisnahme ihres Schlussberichtes durch den Hauptausschuss des Nationalrats – aufgelöst werden. Ihre Tätigkeit bleibt für die Öffentlichkeit nachvollziehbar dokumentiert: Die Entscheidungen sind in anonymisierter Form online einsehbar, die materiellen Entscheidungen werden zudem in einer zweisprachigen Buchreihe veröffentlicht. Band 8 dieser Buchreihe sowie der Schlussbericht der Schiedsinstanz in Buchform (Deutsch und Englisch) werden 2021 erscheinen. Auch die geographische Lage der Liegenschaften, zu denen Entscheidungen der Schiedsinstanz vorliegen, ist online über https://maps.nationalfonds.org/sigis abrufbar.
» zur Entschädigungsfonds-Website
Friedhofsfonds News
Der Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich (Friedhofsfonds) begleitet derzeit den Abschluss der Instandsetzungen auf mehreren jüdischen Friedhöfen, die anschließend an die Standortgemeinden zur weiteren Pflege übergeben werden. Ende 2020 wurden die Instandsetzungsarbeiten auf dem jüdischen Friedhof in Klosterneuburg abgeschlossen: Am 2. Dezember erfolgte in Anwesenheit von VertreterInnen der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, des Bundesdenkmalamts und des Friedhofsfonds sowie des Komitees zur Erhaltung des jüdischen Friedhofs Klosterneuburg die Abnahme der Arbeiten.
Im Dezember 2020 beschloss das Kuratorium die Unterstützung von Instandsetzungsprojekten auf den jüdischen Friedhöfen Oberstockstall und Waidhofen/Thaya. Für die beiden niederösterreichischen Friedhöfe wurden für Planungsarbeiten Mittel in einer Gesamthöhe von rund 60.000 Euro genehmigt. Insgesamt hat der Friedhofsfonds bisher rund 50 Sanierungsprojekte auf 13 jüdischen Friedhöfen im ganzen Bundesgebiet mit insgesamt rund 7,3 Millionen Euro unterstützt.
Aktuell laufen Instandsetzungsarbeiten auf Friedhöfen in Baden, Graz, Hohenems, Mistelbach, in Wien am Währinger Friedhof sowie am Zentralfriedhof Tor 1 und 4. Am großen jüdischen Friedhof in Währing etwa konnten in den letzten Jahren sechs Sanierungsprojekte mit einer Gesamtfördersumme von insgesamt rund 1,02 Millionen Euro durchgeführt werden. In Zusammenarbeit mit der Israelitischen Kultusgemeinde Wien als Friedhofseigentümerin wurden grundlegende Arbeiten ermöglicht, um den Fortbestand dieses kulturhistorisch bedeutsamen Friedhofs zu gewährleisten.
Details zu den genannten Projekten sowie zu den weiteren vom Kuratorium genehmigten Instandsetzungsprojekten sind auf der Website des Friedhofsfonds unter www.friedhofsfonds.org/instandsetzung nachzulesen.
Ausblick 2021
Simon-Wiesenthal-Preis
2021 wird der Nationalfonds erstmals den Simon-Wiesenthal-Preis für besonderes zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus und für Aufklärung über den Holocaust vergeben. Die erste Ausschreibung des Preises, der künftig jährlich vergeben wird, ist in Vorbereitung.
Shoah-Namensmauern
Die Shoah-Namensmauern im Wiener Ostarrichi-Park sollen 2021 vollendet werden – über 64.000 eingravierte Namen werden künftig an die im Holocaust ermordeten jüdischen Kinder, Frauen und Männer aus Österreich erinnern. Ebenso wird an diesem Ort aller anderen vom NS-Regime Verfolgten gedacht. Über Entstehung und Wissenswertes zu den Namensmauern werden ein Buch und eine Website informieren.
2020 war ein Jahr der Herausforderungen. Unseren ersten Newsletter des jungen Jahres möchten wir daher schließen mit dem Wunsch, dass 2021 günstigere Bedingungen mit sich bringen möge.
Mit freundlichen Grüßen!
Ihr Nationalfonds-Team