Nationalfonds trauert um Kuratoriumsmitglied Rudolf Sarközi
"Mit Professor Rudolf Sarközi ist ein unermüdlicher Kämpfer für die Anerkennung der Roma und Sinti als Volksgruppe und als Opfer des Nationalsozialismus in Österreich gestorben", so die Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich, Hannah Lessing.
Seit 2000 war Sarközi Mitglied des Kuratoriums des Nationalfonds und vertrat als Obmann des Kulturvereins österreichischer Roma die Interessen der von den Nazis als "Zigeuner" verfolgten Menschen. 2010 übernahm Sarközi die Funktion des stellvertretenden Vorsitzenden im Gesellschaftlichen Beirat zur Neugestaltung der österreichischen Länderausstellung im ehemaligen KZ und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. In beiden Funktionen engagierte sich Sarközi sowohl für die Anliegen der Roma und Sinti als auch für den Dialog mit anderen Opfergruppen und betonte stets das gemeinsame Anliegen.
Die Menschen im Mittelpunkt
Rudolf Sarközi wurde 1944 als erstes Kind von Paula Sarközi und Rudolf Weinrich im Lager Lackenbach geboren. Nach der Befreiung 1945 besuchte er die achtjährige Volksschule. Als „Außenseiter der Gesellschaft (‚Zigeuner‘)“, wie er in seinem Lebenslauf schrieb, fand er zunächst keinen Lehrplatz und verdiente sich als Hilfsarbeiter seinen Unterhalt. In den 1960er-Jahren übersiedelte Sarközi mit seiner Ehefrau Helga und seinem Sohn Andreas nach Wien.
Sarközi beteiligte sich an der Gründung der Roma-Vereine im Burgenland und Wien, setzte sich für die 1993 erfolgte Anerkennung der Roma und Sinti als Volksgruppe ein und war langjähriger Vorsitzender des 1995 eingerichteten Volksgruppenbeirats der Roma. Damit fanden die Roma und Sinti "den Zugang zu den staatlichen Stellen, um unsere Anliegen vorzubringen", wie sich Sarközi in einem Statement zum Nationalfonds erinnerte. Nach dem tödlichen Rohrbomben-Attentat in Oberwart 1995 wurde im selben Jahr der Roma-Bildungsfonds eingerichtet. 2008 präsentierte Sarközi im Parlament sein Buch „Roma – Österreichische Volksgruppe. Von der Verfolgung bis zur Anerkennung“. Erklärtes Ziel Sarközis war es, „zum besseren Verständnis und für eine vorurteilsfreie Begegnung mit der Volksgruppe der Roma und Sinti“ beizutragen und einzutreten.
Für den 1995 eingerichteten Nationalfonds war Sarközi nicht nur in seinen Funktionen als Kuratoriumsmitglied eine wichtige moralische und menschliche Größe, er initiierte auch einige vom Nationalfonds unterstützte Projekte wie etwa das Interviewprojekt mit ZeitzeugInnen und KZ-Überlebenden „Mri Historija & Amari Historija“ oder Gedenktafeln für die im Nationalsozialismus ermordeten Burgenland-Roma. Zudem war Sarközi maßgeblich in der Gedenkstättenarbeit, insbesondere in den ehemaligen KZ Mauthausen und Auschwitz-Birkenau, aktiv und unterstützte die Aufarbeitung der Verfolgung der Roma und Sinti während des Nationalsozialismus.
Anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Nationalfonds meinte Sarközi: "Wir, die Holocaust-Überlebenden, haben die Aufgabe, unsere jungen Menschen aufzuklären, wohin Hass und Gewalt führen. Bei der Aufklärung und bei Gegenmaßnahmen kann der Nationalfonds sehr behilflich sein. Dass der Nationalfonds der Republik Österreich auch in Zukunft bestehen bleibt, ist ein unbedingtes Muss!" Sarközis Leitsatz "Es gibt keine Rassen, es gibt nur Menschen anderer Hautfarbe und anderer Nationalität" unterstreicht Sarközis Grundhaltung, die Erinnerung an alle Verfolgten des NS-Regimes ohne deren Kategorisierung wachzuhalten.